
Viele fragen sich, ob Absinth wirklich lebensgefährlich ist oder ob das nur ein Mythos ist. In diesem Beitrag klären wir, welche Stoffe im Getränk stecken, welche Dosen wirklich gefährlich werden und wie du das Getränk ohne Risiko genießen kannst.
Was ist Absinth?
Absinth ist ein hochprozentiges Destillat, das traditionell aus Wermut, Anis, Fenchel und verschiedenen Kräutern hergestellt wird. Der typische Alkoholgehalt liegt zwischen 45% und 74% Volumen, was ihn zu einem der stärksten Spirituosen macht. In der Vergangenheit wurde er wegen seiner angeblichen halluzinogenen Wirkung stark kritisiert, doch die eigentlichen Risiken gehen meist über den Alkoholgehalt hinaus.
Wesentliche Inhaltsstoffe und potenzielle Giftstoffe
Die beiden wichtigsten chemischen Komponenten, die bei einer Risikoabschätzung berücksichtigt werden, sind:
- Alkohol (Ethanol) - liefert die berauschende Wirkung und kann in hohen Dosen zu Alkoholvergiftung führen.
- Thujon - ein natürlich vorkommendes Terpen, das im Wermut vorkommt und früher als Hauptgrund für das Verbot von Absinth galt.
Ethanol ist mit einem tödlichen Dosisbereich von etwa 5g/kg Körpergewicht versehen. Das entspricht für einen 70‑kg‑Mann ungefähr 350ml reinem Alkohol, also etwa 700ml eines 50%‑Absinths, wenn er alles auf einmal trinken würde.
Thujon ist hingegen deutlich weniger gefährlich. Moderne Analysen zeigen, dass legale Absinths in der EU höchstens 35mg Thujon pro Liter enthalten dürfen - ein Wert, der selbst bei übermäßigem Konsum weit unter toxischen Schwellen liegt. Toxisch wird Thujon erst ab etwa 50mg/kg Körpergewicht, also mehrere Gramm, was praktisch nicht durch den normalen Genuss erreicht werden kann.
Historische Kontroversen und gesetzliche Regelungen
Im späten 19.Jahrhundert geriet Absinth in die Schlagzeilen, weil er mit sogenannten „Mad‑Artist“-Skandalen verbunden wurde. 1905 wurde er in vielen europäischen Ländern verboten, hauptsächlich wegen der damals unklaren Thujon‑Fragen. Die heutige Lebensmittelgesetzgebung in Deutschland und der EU legt klare Grenzwerte für Thujon fest und erlaubt den Verkauf, solange die Vorgaben eingehalten werden.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Toxizität
Mehrere Studien aus den 2000er‑Jahren haben die Thujon‑Toxizität untersucht. Eine französische Arbeit aus 2006 zeigte, dass bei konsumierten Absinths mit < 35mg/L Thujon keinerlei neurotoxische Effekte nachweisbar waren. Die gleiche Studie bestätigte, dass die meisten berichteten Halluzinationen eher mit Alkohol‑ und Schlafentzug zusammenhingen.
Ein Vergleich der letalen Dosen (LD50) von Ethanollösungen und Thujon verdeutlicht das Risiko:
- Ethanol (LD50 beim Menschen) ≈ 5-7g/kg
- Thujon (LD50 beim Menschen) ≈ 50mg/kg (bzw. viel höher beim Menschen, Tierdaten zeigen 100mg/kg)
Damit ist klar: Ein Übermaß an Alkohol ist weitaus gefährlicher als das im Absinth enthaltene Thujon.

Vergleich: Absinth vs. andere Spirituosen
Getränk | Alkoholgehalt (Vol-%) | Thujon (mg/L) |
---|---|---|
Absinth (legal) | 55 | ≤35 |
Wodka | 40 | 0 |
Rum | 38 | 0 |
Whisky (12Jahre) | 43 | 0 |
Der Alkoholgehalt ist bei Absinth oft höher als bei vielen gängigen Spirituosen, während Thujon nur in diesem einen Getränk vorkommt - und dort in stark regulierten Mengen.
Risiken beim Konsum und sichere Trinkgewohnheiten
Um das Risiko zu minimieren, solltest du folgende Regeln beachten:
- Nie mehr als ein bis zwei Standardgläser (30ml bei 55%Alk.) pro Stunde.
- Wasser oder Softdrinks zwischendurch trinken, um die Blutalkoholkonzentration zu senken.
- Keine Kombination mit Medikamenten, die das zentrale Nervensystem dämpfen (z.B. Benzodiazepine).
- Auf die Herkunft achten - nur legal produzierte Absinths mit zertifiziertem Thujongehalt kaufen.
- Bei Suspicion von Überdosierung sofort ärztliche Hilfe anfordern.
Mythos vs. Realität: Was steckt wirklich hinter den Gerüchten?
Der große Mythos ist, dass Absinth halluzinogen wirkt. In Wirklichkeit ist das Rauschen, das manche Konsumenten spüren, meist eine Kombination aus hoher Alkoholkonzentration und dem intensiven Aroma von Anis und Fenchel. Historische Berichte über "grüne Feen" ("La Fée Verte") beruhen vermutlich auf übertriebenen Darstellungen aus Zeitungen des 19.Jahrhunderts.
Zusammengefasst: Absinth ist nicht per se tödlich, solange du die üblichen Alkoholgrenzen respektierst. Das enthaltene Thujon liegt bei legalen Produkten unterhalb gefährlicher Schwellen.
Was tun bei einer Vergiftung?
Bei Verdacht auf Alkoholvergiftung gelten allgemeine Notfallregeln:
- Ruhig bleiben, den Betroffenen nicht alleine lassen.
- Atmung prüfen - bei Bewusstlosigkeit sofort die Atemwege freimachen.
- Notruf 112 wählen, Symptome wie Erbrechen, stark verlangsamte Atmung, Verwirrtheit oder Unterkühlung melden.
- Falls möglich, den genauen Konsum (Menge, Zeitpunkt, Art des Getränks) notieren, damit das medizinische Personal besser einschätzen kann.
Eine rechtzeitige Behandlung kann Komplikationen verhindern und die Überlebenschance deutlich erhöhen.

Häufig gestellte Fragen
Kann Absinth tatsächlich Halluzinationen auslösen?
Moderne Studien zeigen, dass der Thujongehalt in legalen Absinths zu gering ist, um Halluzinationen zu verursachen. Erlebte „Visuelle Effekte" resultieren meist aus hoher Alkoholaufnahme und sensorischer Intensität.
Wie viel Absinth gilt als sichere Tagesdosis?
Für gesunde Erwachsene gelten etwa 20-30ml (ein Standardglas) pro Stunde als Obergrenze. Das entspricht ungefähr 12g reinem Alkohol und liegt deutlich unterhalb einer letalen Dosis.
Ist illegaler Absinth gefährlicher?
Ja. Illegale Produkte können unkontrollierte Thujon‑Werte oder zusätzliche Schadstoffe enthalten. Beim Kauf ausschließlich zertifizierte, in der EU zugelassene Marken wählen.
Wie erkennt man eine Alkoholvergiftung?
Typische Zeichen sind stark verlangsamte Atmung, Verwirrtheit, Erbrechen, blaue Lippen und Bewusstlosigkeit. Sofort den Notruf wählen.
Welche gesetzlichen Grenzwerte gelten für Thujon in Deutschland?
Nach EU‑Verordnung liegt der maximale Thujongehalt bei 35mg pro Liter. Produkte, die diesen Wert überschreiten, dürfen nicht in den Handel gelangen.