Welche Medikamente bewirken Gewichtsverlust? Ein Überblick inkl. Cannabis‑Energy‑Drink

Welche Medikamente bewirken Gewichtsverlust? Ein Überblick inkl. Cannabis‑Energy‑Drink

Wusstest du, dass allein in Deutschland jedes Jahr mehr als 15 % der erwachsenen Bevölkerung zu Medikamenten greifen, um ein paar Kilo zu verlieren? Die meisten denken sofort an Diäten, doch es gibt tatsächlich verschreibungspflichtige und frei verkäufliche Substanzen, die den Stoffwechsel ankurbeln oder die Nahrungsaufnahme reduzieren. In diesem Artikel erfährst du, welche Gewichtsverlust Medikamente wirklich wirken, wie sie funktionieren und welche Risiken sie mit sich bringen - inklusive des umstrittenen Cannabis‑Energy‑Drinks.

Was versteht man unter Gewichtsverlust‑Medikamenten?

Gewichtsverlust‑Medikamente sind Arzneimittel, die speziell dafür entwickelt wurden, das Körpergewicht zu reduzieren. Sie können auf drei grundsätzliche Weisen wirken:

  • Fettabsorption im Darm blockieren
  • Appetit dämpfen
  • Den Energieverbrauch erhöhen

Im deutschen Gesundheitssystem sind nur wenige Substanzen zugelassen. Andere werden off‑label genutzt, das heißt, sie sind für andere Indikationen zugelassen, werden aber häufig zum Abnehmen eingesetzt.

Die meistgenutzten zugelassenen Medikamente

Hier ein Überblick über die am häufigsten verschriebenen Mittel:

  • Orlistat ist ein Lipase‑Inhibitor, der die Fettaufnahme im Dünndarm um etwa 30 % reduziert. Die Wirkung startet bereits nach der ersten Einnahme. Nebenwirkungen reichen von fettigen Stühlen bis zu Vitamin‑Mangel, weshalb eine Supplementierung mit fettlöslichen Vitaminen empfohlen wird.
  • Phentermin gehört zur Gruppe der Sympathomimetika und wirkt als Appetitzügler. Er erhöht die Freisetzung von Noradrenalin, was das Sättigungsgefühl stärkt. Aufgrund von Herz‑Kreislauf-Risiken ist das Mittel nur für kurzzeitige Anwendung (bis zu 12 Wochen) zugelassen.
  • Liraglutid ist ein GLP‑1‑Analogon, das ursprünglich zur Diabetesbehandlung entwickelt wurde. In einer höheren Dosierung (3 mg) erzielt es signifikante Gewichtsreduktion, da es die Magenentleerung verzögert und das Sättigungszentrum im Gehirn stimuliert.
  • Bupropion kombiniert mit Naltrexon (Markenname Contrave) beeinflusst das Belohnungssystem im Gehirn. Durch die doppelte Wirkung - Appetitunterdrückung und Reduktion von Heißhunger - können Patienten durchschnittlich 5-10 % ihres Ausgangsgewichts verlieren.
  • Topiramat ist ein Antikonvulsivum, das bei Epilepsie eingesetzt wird. Studien zeigen, dass es bei manchen Patienten zu Gewichtsverlust führt, vermutlich weil es das Hungergefühl dämpft. Die Anwendung außerhalb der zugelassenen Indikation sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Off‑Label‑Optionen und überraschende Kandidaten

Einige Medikamente, die nicht primär zum Abnehmen zugelassen sind, werden trotzdem häufig off‑label eingesetzt:

  • Metformin ist ein klassisches Diabetes‑Mittel. Es verbessert die Insulinsensitivität und kann bei übergewichtigen Patienten zu einer moderaten Gewichtsreduktion führen.
  • Naltrexon wird oft zur Suchtbehandlung verwendet. In Kombination mit Bupropion sorgt es für eine stärkere Unterdrückung von Heißhungerattacken.

Ein besonders kontroverses Thema ist der Cannabis Energy Drink. Der Drink kombiniert THC‑extrakte mit Koffein und anderen Stimulanzien. Einige Anwender berichten von gesteigertem Energielevel und verringertem Appetit, jedoch fehlt es an klinischen Studien. Die Wirkung ist stark individuell und kann zu unerwarteten Herz‑ und Angstreaktionen führen.

Illustration zeigt drei Wirkungsweisen von Gewichts‑Medikamenten: Fettblockade, Appetithemmung, Stoffwechselsteigerung.

Vergleichstabelle der wichtigsten Wirkstoffe

Übersicht zugelassener und off‑label Gewichtsverlust‑Medikamente
Medikament Mechanismus Durchschnittliche Gewichtsreduktion Typische Nebenwirkungen Verfügbarkeit
Orlistat Fettabsorption blockieren 3-5 % in 6 Monaten Steatorrhoe, fettige Stühle, Vitamin‑Mangel Rezeptfrei (120 mg), verschreibungspflichtig (150 mg)
Phentermin Appetitunterdrückung über Sympathikus 5-9 % in 12 Wochen Bluthochdruck, Herzrasen, Schlaflosigkeit Nur auf Rezept
Liraglutid GLP‑1‑Analogon, verzögert Magenentleerung 7-10 % in 1 Jahr Übelkeit, Durchfall, Pankreatitis‑Risiko Auf Rezept, Injektion
Bupropion/Naltrexon Beeinflusst Belohnungs‑ und Sättigungszentrum 5-8 % in 6 Monaten Übelkeit, Kopfschmerzen, mögliche Leberwerte‑Erhöhung Rezeptpflichtig
Topiramat Appetitzügler, unbekannter Mechanismus 4-6 % in 6 Monaten Parästhesien, Konzentrationsstörungen Rezeptpflichtig, off‑label
Metformin Verbesserung der Insulinsensitivität 2-4 % in 12 Monaten Gastro‑Intestinale Beschwerden, Laktatazidose (rare) Rezeptpflichtig
Cannabis Energy Drink THC‑induzierter Appetit‑ und Energie‑Boost Keine verlässlichen Daten Herzrasen, Angst, Schlafstörungen Freiverkauf in Spezialshops

Wie wählt man das passende Medikament?

Die Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab:

  1. Gesundheitsstatus: Herz‑Kreislauf‑Erkrankungen schließen Phentermin aus, Leber‑Probleme können Topiramat problematisch machen.
  2. Gewichts‑Ziel: Für eine schnelle, aber kurze Phase können Phentermin oder Orlistat geeignet sein. Langfristige Programme profitieren eher von Liraglutid oder Kombinationspräparaten.
  3. Begleitmedikation: Wechselwirkungen mit Antidepressiva, Blutdruck‑Medikamenten oder Antikoagulantien müssen beachtet werden.
  4. Lebensstil: Ohne begleitende Ernährungsumstellung ist kein Medikament nachhaltig.

Ein Gespräch mit einem Hausarzt oder Facharzt für Endokrinologie ist unerlässlich, um Risiken abzuschätzen und eine individuell angepasste Therapie zu starten.

Leuchtende Cannabis‑Energy‑Drink‑Dose wird geöffnet, umgeben von neon‑farbenem Stadtbild.

Risiken und rechtliche Aspekte

Viele der genannten Substanzen sind in Deutschland streng reguliert. Der Missbrauch von Off‑Label‑Medikamenten kann zu Bußgeldern oder strafrechtlichen Konsequenzen führen. Cannabis‑Energy‑Drinks befinden sich in einer Grauzone: Während THC in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, erlauben einige Bundesländer den Verkauf von gering dosierten Produkten in lizenzierten Shops. Konsumenten sollten stets die aktuelle Rechtslage prüfen.

Praktische Tipps für den Alltag

  • Führe ein Ernährungstagebuch - so erkennst du, ob das Medikament den Appetit tatsächlich senkt.
  • Trinke mindestens 2 Liter Wasser täglich, besonders bei Orlistat, um fettige Stühle zu vermeiden.
  • Setze auf ballaststoffreiche Kost, um Nebenwirkungen wie Verstopfung (bei Liraglutid) zu mindern.
  • Vermeide übermäßigen Koffein‑Konsum, wenn du gleichzeitig einen Cannabis‑Energy‑Drink ausprobierst.
  • Kontrolliere regelmäßig Blutwerte - insbesondere Leber‑ und Nierenfunktion bei Topiramat und Metformin.

Fazit

Gewichtsverlust‑Medikamente können ein nützliches Werkzeug sein, ersetzen aber niemals gesunde Ernährung und Bewegung. Während Orlistat und Phentermin die klassisch bekannten Optionen sind, zeigen neuere Präparate wie Liraglutid oder die Kombination Bupropion/Naltrexon vielversprechende Ergebnisse. Off‑label‑Nutzung und Produkte wie der Cannabis‑Energy‑Drink sollten mit Vorsicht und ärztlicher Aufsicht angegangen werden.

Wie wirkt Orlistat genau?

Orlistat blockiert das Enzym Lipase im Dünndarm, das für die Spaltung von Nahrungsfetten nötig ist. Dadurch werden etwa 30 % der aufgenommenen Fettsäuren unverändert ausgeschieden.

Kann ich Liraglutid ohne Diabetes bekommen?

Ja, seit 2020 ist Liraglutid in der Dosierung 3 mg als reines Antiwichts‑Medikament zugelassen. Die Verordnung erfolgt jedoch nur nach ärztlicher Indikation.

Sind Cannabis‑Energy‑Drinks legal?

Der rechtliche Status variiert je nach Bundesland. Produkte mit weniger als 0,2 % THC gelten in manchen Regionen als legal, müssen aber dennoch über eine lizensierte Verkaufsstelle bezogen werden.

Welche Nebenwirkungen sind bei Phentermin am häufigsten?

Häufig berichten Betroffene über Herzrasen, erhöhten Blutdruck, Schlaflosigkeit und Mundtrockenheit. Deshalb ist das Medikament nur für kurzzeitige Therapien geeignet.

Kann ich Metformin zum Abnehmen nutzen, wenn ich kein Diabetiker bin?

Off‑label‑Anwendungen sind möglich, aber nur unter strenger ärztlicher Kontrolle, da eine falsche Dosierung zu Laktatazidose führen kann.