
Viele Menschen, die sich mit modernen Cannabinoiden beschäftigen, stellen sich die Frage, ob HHC (Hexahydrocannabinol) ein rein natürliches Produkt ist oder ob es bei der Herstellung chemisch eingegriffen wird. Die Antwort ist nicht so simpel wie „ja“ oder „nein“, weil die Herkunft von HHC von mehreren Faktoren abhängt - von der Pflanzenart über die Extraktion bis hin zum finalen Verarbeitungsprozess. In diesem Artikel klären wir, was HHC eigentlich ist, wie es gewonnen werden kann und welche Konsequenzen das für Verbraucher in Deutschland hat.
Wichtige Erkenntnisse
- HHC ist ein semi‑synthetischer Cannabinoid, das sowohl aus natürlichen Pflanzenstoffen als auch aus chemischer Weiterverarbeitung entstehen kann.
- Die reinste Form entsteht durch vollständige Hydrierung von Delta‑9‑THC - ein natürlicher Bestandteil von Cannabis sativa.
- Kommerzielle Produkte enthalten meist ein Gemisch aus natürlich vorkommenden und synthetisch nachgeholten Molekülen.
- Rechtlich gilt HHC in Deutschland noch nicht eindeutig als zugelassenes Lebensmittel oder Arzneimittel.
- Beim Kauf sollten Sie auf Zertifikate, Labortests und transparente Herstellerangaben achten.
Was ist Hexahydrocannabinol (HHC)?
Hexahydrocannabinol ist ein Cannabinoid, das chemisch eng verwandt mit Delta‑9‑THC ist, jedoch vier Wasserstoffatome zusätzlich trägt. Diese zusätzliche Hydrierung verändert die Molekülstruktur leicht und führt zu einer etwas anderer Bindungsaffinität am CB1‑Rezeptor im Endocannabinoid‑System. In Laborstudien zeigte HHC ein ähnliches, aber leicht abgeschwächtes psychoaktives Profil im Vergleich zu THC.
Natürliche Herkunft vs. synthetische Herstellung
Der Begriff HHC natürlich wird oft verwendet, wenn Hersteller betonen, dass das Ausgangsmaterial ausschließlich aus Cannabis stammt und kein chemischer Zusatz während der Extraktion verwendet wird. In der Praxis bedeutet das:
- Auswahl einer THC‑reichen Cannabissorte (z.B. Indica oder Sativa).
- Extraktion des rohen THC‑Öls mittels CO₂‑ oder Ethanolextraktion.
- Hydrierung des THC‑Öls in einem kontrollierten chemischen Prozess (siehe unten).
Der kritische Schritt ist die Hydrierung, die per Definition ein chemischer Eingriff ist. Selbst wenn das Ausgangsmaterial zu 100% aus der Pflanze stammt, wird das Endprodukt durch einen synthetischen Prozess erzeugt. Deshalb gilt HHC allgemein als semi‑synthetisch.
Wie wird HHC hergestellt? - Der Synthese‑ und Hydrierungsprozess
Die industrielle Produktion von HHC folgt meist dem Syntheseverfahren der katalytischen Hydrierung. Kurz erklärt:
- Schritt1 - Vorbereitung: Roh‑THC‑Öl wird filtriert und von unerwünschten Begleitstoffen befreit.
- Schritt2 - Katalysatorzugabe: Ein Metall‑Katalysator (häufig Platin oder Palladium) wird dem Öl in einer Druckkammer zugefügt.
- Schritt3 - Hydrierung: Unter erhöhtem Wasserstoffdruck (etwa 3-5bar) und Temperatur von 70-120°C erfolgt die chemische Bindung von Wasserstoff an die Doppelbindungen des THC‑Moleküls.
- Schritt4 - Reinigung: Das entstandene HHC wird durch Destillation oder Chromatographie vom Katalysator und Restwasserstoff getrennt.
- Schritt5 - Qualitätskontrolle: Gaschromatographie‑Massenspektrometrie (GC‑MS) und HPLC prüfen Reinheit, Cannabinoid‑Profil und das Vorhandensein von Verunreinigungen.
Der gesamte Ablauf ist technisch anspruchsvoll, reduziert aber die natürlichen Variabilitäten, die bei rein pflanzlichen Extrakten auftreten.

Vergleich zu anderen bekannten Cannabinoiden
Eigenschaft | HHC | CBD | Delta‑9‑THC |
---|---|---|---|
Entstehung | Semi‑synthetisch (Hydrierung von THC) | Natürlich (aus Hanf‑/Cannabis‑Pflanzen) | Natürlich (aus Cannabis‑Blüten) |
Psychoaktivität | Leicht aktiv (ca. 70% von THC) | Keine | Stark aktiv |
Rechtlicher Status in DE | Grauzone - nicht ausdrücklich verboten, aber nicht zugelassen | Legal, sofern <0,2% THC | Betäubungsmittelgesetz - nur für medizinische Nutzung |
Typische Anwendungsformen | Öle, Vape‑Pens, Kristalle | Öle, Kapseln, Cremes | Blüten, Öle, Esswaren |
Nachweis im Labor | GC‑MS, HPLC - Muster von Hydrierungsnebenprodukten | HPLC, LC‑MS - reine Cannabinoide | GC‑MS, LC‑MS - THC‑Profil |
Rechtlicher Rahmen in Deutschland und EU
Bis 2025 gibt es in Deutschland keine gesonderte Rechtslage für HHC. Das Neue‑Betäubungsmittel‑Gesetz (NBetmG) listet HHC nicht explizit, sodass es nicht per se verboten ist. Allerdings fällt ein Produkt, das mehr als 0,2% THC enthält, unter das Betäubungsmittelgesetz und ist nur für medizinische Zwecke zugelassen.
Die EU‑Verordnung über neuartige Lebensmittel (Novel Food) behandelt ebenfalls einige Cannabinoide, aber HHC ist bisher nicht als neuartiges Lebensmittel anerkannt. Das bedeutet, dass der Verkauf von HHC‑Lebensmitteln oder -Getränken ein gewisses Risiko birgt - mögliche Behördenprüfungen können zu Rückrufen führen.
Für Verbraucher bedeutet das: Achten Sie darauf, dass das Produkt entweder als „nicht als Lebensmittel gekennzeichnet“ verkauft wird (z.B. als Vape‑Flüssigkeit) oder einen entsprechenden „Novel‑Food“-Zulassungsnachweis vorweisen kann.
Sicherheit, Dosierung und mögliche Nebenwirkungen
Da HHC noch nicht umfassend klinisch untersucht ist, stützen sich Sicherheitshinweise hauptsächlich auf Erfahrungsberichte und Daten aus verwandten Cannabinoiden. Typische Empfehlungen lauten:
- Starten Sie mit einer niedrigen Dosis (ca. 2-5mg) und steigern Sie langsam, um die persönliche Toleranz zu ermitteln.
- Vermeiden Sie die Kombination mit Alkohol oder anderen Sedativa, weil die beruhigende Wirkung verstärkt werden kann.
- Schwangere, stillende Frauen und Menschen mit Herz‑Kreislauf‑Erkrankungen sollten HHC komplett meiden.
- Auf mögliche Nebenwirkungen achten: leichte Mundtrockenheit, rote Augen, leichtes Schwindelgefühl - ähnlich wie bei THC, aber oft milder.
Falls Sie nach dem Konsum ungewöhnliche Symptome wie starkes Herzklopfen, Angstzustände oder Übelkeit bemerken, brechen Sie die Einnahme ab und suchen Sie ärztlichen Rat.

Wie erkennt man ein qualitatives HHC‑Produkt? - Checkliste für Käufer
- Labortests: Das Produkt sollte ein unabhängiges Dritt‑Lab‑Zertifikat (COA) enthalten, das Reinheit, Cannabinoid‑Profil und das Fehlen von Pestiziden bestätigt.
- Hersteller‑Transparenz: Angaben zu Herkunft des THC‑Rohstoffes, Art des Katalysators und angewandtes Hydrierungsverfahren sollten klar beschrieben sein.
- Reinheitsgrad: Idealerweise ≥95% HHC, ohne nennenswerte THC‑ oder CBD‑Spuren, sofern ein reines HHC‑Produkt gewünscht wird.
- Verpackung: Kinder‑sichere, lichtgeschützte Behälter mit vollständigem Etikett, das Haltbarkeitsdatum und Lagerungshinweise enthält.
- Kundenbewertungen: Prüfen Sie unabhängige Erfahrungsberichte - nicht nur die eigenen Werbeseiten.
Ein Produkt, das alle diese Punkte erfüllt, minimiert das Risiko von Verunreinigungen und gibt Ihnen mehr Sicherheit beim Konsum.
Fazit: Ist HHC wirklich "all natural"?
Die kurze Antwort lautet: Nein, HHC ist nicht zu 100% natürlich. Der Ausgangsstoff THC stammt zwar aus der Cannabispflanze, aber die finale Umwandlung in HHC erfordert einen chemischen Hydrierungsprozess. Deshalb wird HHC als semi‑synthetisches Cannabinoid klassifiziert. Das bedeutet nicht, dass HHC automatisch unsicher ist - hochwertige Produkte mit klaren Laborprüfungen können genauso rein sein wie natürliche Cannabinoide. Entscheidend ist, dass Verbraucher informierte Kaufentscheidungen treffen und auf transparente Herstellerangaben achten.
Häufig gestellte Fragen
Wie entsteht HHC aus der Cannabispflanze?
HHC entsteht, indem das in Cannabis enthaltene Delta‑9‑THC einer katalytischen Hydrierungsreaktion unterzogen wird. Dabei werden vier Doppelbindungen durch Wasserstoff gesättigt, was das Molekül stabiler und leicht weniger psychoaktiv macht.
Ist HHC in Deutschland legal?
Derzeit gibt es keine spezifische Verbotsliste für HHC. Produkte, die weniger als 0,2% THC enthalten und nicht als Lebensmittel gekennzeichnet sind, dürfen verkauft werden. Wer jedoch THC‑Grenzwerte überschreitet, verletzt das Betäubungsmittelgesetz.
Kann ich HHC mit CBD kombinieren?
Ja, viele Nutzer mischen HHC mit CBD, um die psychoaktive Wirkung zu mildern. Wichtig ist, die Gesamtdosis im Blick zu behalten und auf ein sauberes Laborzertifikat zu achten.
Wie erkenne ich, ob das HHC‑Produkt rein ist?
Ein komplett reines HHC‑Produkt sollte ein unabhängiges Analysezertifikat (COA) zeigen, das einen Reinheitsgrad von mindestens 95% ausweist und keine nennenswerten THC‑ oder CBD‑Spuren enthält.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Mundtrockenheit, rote Augen, leichtes Schwindelgefühl und ein sanftes „High" sind häufig. Bei zu hoher Dosierung können Angst, Herzrasen oder Übelkeit auftreten - ähnlich wie bei THC, aber meistens milder.